Aktiv Erdgeschichte erleben
Wir beginnen unsere Tour in der „Hornschen Straße“ (alte B1) in Kohlstädt, das zur Gemeinde Schlangen gehört. Der Ort wurde erstmals um das Jahr 1036 unter den Namen „Colstidi“, Stätte der Kohle, in den Beschreibungen des Paderborner Bischofs Meinwerk erwähnt.
Die reichen Eisenerzvorkommen und das reichlich vorhandene Holz boten optimale Voraussetzungen für die Besiedlung des idyllischen Strohtebachtals am Rand des Teutoburger Waldes. Seit dem Mittelalter war die Holzkohle das wichtigste Wirt-schaftsgut der Kohlstädter. Im 17. Jahrhundert zog die Ver-fügbarkeit von feinem Sennesand, Kalk und Pottasche (wichtige Rohstoffe für die Glasherstellung) die Glasmacher nach Kohlstädt und begründete eine florierende Glasindustrie. Die rauchenden Kohlenmeiler überdauerten noch bis tief ins 20. Jahrhundert, während die letzte Glashütte bereits im Jahr 1860 schloss.
Unsere Wanderung startet in der Straße „ In der Grund“ und führt uns unter der imposanten Talbrücke der neuen B1 hin-durch. Nach 50 Metern biegen wir links in einen Hohlweg ein und folgen den Rauten Symbol einer Wanderwegmarkierung. Uralte, knorrige und verwachsene Baumgestalten begleiten uns auf unserem Weg hinauf zur „ Hohlsteinhöhle“.
Seltene Feldermausarten
Die spaltenförmige Kalkstein-Klufthöhle erstreckt sich über eine Länge von etwa 200 m einer Höhe von 47 m und ist die größte Höhle in der Region Lippe. Als bedeutender Überwinterungsort dient sie Fledermausarten wie den Wasserfledermäusen, Großen Mausohren, Braunen Langohren, Bart- und Teichfledermäusen. Hier existiert auch eine einzigartige Höhlenkäferart, die mutmaßlich die letzte Eiszeit überdauerte und weltweit nur in diesem Höhlensystem überleben konnte. Der Fledermaus-Höhlenkäfer ist ein Aaskäfer und ernährt sich von verstorbenen Fledermäusen, Kot und Nahrungsresten. Zum Schutz dieser Tiergemeinschaft ist der Zugang zu den engen Spaltengängen durch ein Eisengittertor versperrt. Die Ruhe der Fledermäuse wurde durch frühere Höhlenbesucher gestört, was zu erheblichen Auswirkungen auf ihre Population führte. Im Jahre 1911 berichtete der Höhlenforscher Theodor Kriege noch von Hunderten. Um 1980 lag die Zahl der hier überwinternden Feldermäuse bei bedrohlichen 20 Stück. Erst nach Sperrung der Höhle (1989) haben sich die Bestände (2012 ca.100 Tiere) erholt.
Weiter bergauf geht es zum Waldrand, wo wir rechts nach Bauerkamp abbiegen. Wir überschreiten die K98 Schlangen – Veldrom und folgen den Rundwanderweg A4.
Erdgeschichte, Pflanzen, Tierwelt live
Unser nächstes Ziel gilt der Besuch der Einsturzdolinen „ Luckenloch” und „ Bielsteinhöhle“. Über Millionen von Jahren hinweg hat kohlensäurereiches Regenwasser den Kalkstein in den durch Spalten durchzogenen Schichten des Turon und Cenoman in der Oberen Kreidezeit (vor 105 – 63 Millionen Jahren) langsam aufgelöst. Dieser natürliche Prozess schuf große unterirdische Hohlräume, die später kollabierten. Während beim Luckenloch die Decke in trichterförmiger Weise einbrach, erstreckte sich der Einsturz der Bielsteinhöhle über eine Länge von 300 Metern bei einer Breite von 20 Metern. Es entstand die heutige Schlucht mit 15 m hohen Felswänden sowie einer kleinen Klufthöhle, die als „ Kellerloch“ bekannt ist.
Unser Pfad führt uns weiter in das Trockental der „ Stein-beke“. Was zunächst wie ein gewöhnlicher steiniger Waldweg aussieht, entpuppt sich als fast immer trockenes Bachbett. Das Regenwasser versickert in dieser Karstlandschaft äußerst rasch und tritt erst wieder in den Quellgebieten der Lippe in Bad Lippspringe oder der Pader in Paderborn an die Oberfläche. Diese beiden Karstquellen gehören zu den Schüttungsstärksten in Deutschland. Besonders eindrucksvoll ist diese Wanderung im Frühling. Entlang des Weges finden wir zahlreiche Frühblüher wie den Märzbecher, Waldmeister, Buschwindröschen und im Juni den Bärlauch. Vorbei am „ Café Bauerkamp“ ist es nur noch ein kleiner Katzensprung bis zum „ Langen Tal“ (A1) mit seinen ausgedehnten Lerchensporn Teppichen.
Ein Blick in die Geschichte unserer Vorfahren
Zurück in Kohlstädt besuchen wir die “9 Stark´sche Mühle”. Diese Wassermühle wurde im Jahr 1819 errichtet und diente ursprünglich zur Vermahlung von Öl, Borke und später auch Korn. Am Ortseingang erinnern uns dicke Mauerreste der „ kleine Herrenburg“ an die unsicheren Zeiten im frühen Mittel-alter. Errichtet von den Schwalenberger Grafen war die Burg wahrscheinlich eine Zoll- und Versorgungsstation, die den Passweg entlang des Strohtebachs über das Eggegebirge (Horn/ Paderborn) kontrollierte und bewachte.
Informationen und Quellen wikipedia.de