Gute Nachtgeschichte Nr.7

Die Nachtwanderung

Da seid ihr ja wieder meine kleinen Freunde, dass ist mir eine große Freude.
Letzte Nacht war ich sehr, sehr lange wach, denn ich habe eine Nachtwanderung gemacht.
Normalerweise ist im Wald das zelten streng verboten, doch eine Schulklasse durfte mit Genehmigung, auf der Lichtung ihr Quartier aufschlagen. Das war ein Tumult, kann ich euch nur sagen.
Die Schulkinder sammelten Zweige und Äste vom Boden auf, bauten sich kleine Hütten daraus. Dort legten sie große Matten hinein, dass sollte wohl das Schlafgemach sein.
Sie unterhielten sich über geheimnisvolle Sachen, die sie gemeinsam wollten machen. Es war so spannend zuzuhören, ich wagte ohnehin nicht die kleine Gruppe zu stören. Von einer Nachtwanderung sprach die Lehrerin, ich hörte wirklich ganz genau hin. Doch es ergab für mich keinen Sinn. Das Wort kannte ich noch nicht, vielleicht weil ich ein Kobold bin, ein kleiner Wicht. Dafür aber auch fürchterlich neugierig.
„Man kann nie genug wissen, mein Kind!“
Das waren einst die Worte meiner Mutter, die mir bis heute im Gedächtnis geblieben sind.
Als es dunkel wurde im Wald, ich lag schon längst im Bett, hörte ich Gemunkel bald und fand dies gar nicht nett. Ich stand auf und schlüpfte in meine Kleindung rein. Dann sah ich die Schulkinder, sie gingen im Schein der Taschenlampen in den dunklen Wald hinein. Es sah so spannend aus, da musst ich unbedingt dabei sein. Ein Junge hatte so lässige Hosen an, mit lauter Schnüren und Bändern dran, an ein Band hängte ich mich dran. Ich kletterte hoch bis zu einer Hosentasche und hielt mich fest an einer Lasche. Von dort aus beobachte ich das ganze Treiben. Der Junge bemerkte mich nicht einmal, so konnte ich auf meinen Posten bleiben.
Ich wohne schon so lange in diesem Wald hier, kenne den Förster und ein jedes Tier. Doch den Teutoburger Wald in der Nacht, habe ich so noch nie gesehen. Es war wirklich wunderschön.
Die Kinder hatten ihren Spaß, sie erkundeten den Wald im Dunkeln, fanden dies und das. Spannend war diese Nachtwanderung. Ich wünschte, ich wäre auch noch einmal jung, dann würde ich mir den ganzen Wald im Mondschein ansehen. Es gibt so viel zu sehen, selbst in dunkler Nacht, dass hätte ich wirklich nicht gedacht.
Ihr lieben Kinderlein, ich lade euch recht herzlich zu einer Nachtwanderung in meinen Teutoburger Wald ein. Überlegt es euch gut, habt nur Mut.
Aber jetzt wird es Zeit zum schlafen gehen, vielleicht werden wir uns bald bei mir Wald mal sehen. Nun schlaft recht schön.
Euer Kobold Anton